Sie sind hier: Startseite Forschung Tagungen und Workshops Tagung Rekrutierung von Heeren …

Tagung Rekrutierung von Heeren und Motivation zur Kriegsteilnahme im Mittelalter

Die Tagung nimmt sich aus zwei Blickrichtungen eines Themas an, das für die politische Geschichte, für die Verfassungs- und Militärgeschichte mittelalterlicher Reiche von zentraler Bedeutung ist: Wie wurden Kämpfer für Kriegszüge rekrutiert und/oder was motivierte sie zur Kriegsteilnahme?

An der Fähigkeit, regelhaft Heere aufstellen zu können, hat die ältere Forschung den Grad staatlicher Organisation im frühen und hohen Mittelalter bemessen und dabei mitunter auf zu schematische Erklärungsansätze wie das Lehnswesen zurückgegriffen. Nach gegenwärtigem Forschungsstand erscheinen Heere im Früh- und Hochmittelalter häufig ad hoc im Bedarfsfall zusammengestellt worden zu sein, ohne dass es eingespielte Mechanismen „staatlicher“ Rekrutierung gab; derartige proto-staatlichen Strukturen für stehende Heere kannte allenfalls das Spätmittelalter in Ansätzen. Damit stand die kriegführende Obrigkeit immer wieder vor der Herausforderung, Kämpfer für den Einsatz zu gewinnen. In Zeiten häufiger Kriege wurde die Rekrutierung damit zu einer immer wiederkehrenden Aufgabe. Der Rekrutierung stand die Motivation einzelner Krieger oder Kriegergruppen gegenüber, sich rekrutieren zu lassen oder an Kriegszügen teilnehmen zu wollen. Auch wenn nicht davon auszugehen ist, dass alle Kämpfer des Mittelalters aus freien Stücken in den Krieg zogen, so steht eine Entscheidung doch am Anfang einer Vielzahl von Kriegsteilnahmen. Worin lagen also die Motivationen zur Kriegsteilnahme? Obrigkeitliche Rekrutierungsbemühungen und kämpferische Motivation bildeten damit gleichsam zwei Pole eines Erklärungsspektrums.

Die Tagung wird sich dieser Frage mit einem Fokus auf drei Erklärungsansätzen widmen, die für die weitere Forschungsdiskussion vielversprechend erscheinen: „Gewalt und Gruppendynamiken in Gewaltgemeinschaften“, „Männlichkeit und Männlichkeitsvorstellungen“ sowie „narrative Motivationen für Kriegführung“. In diachron angelegten Fallstudien soll exemplarisch das Potential dieser Zugänge ausgelotet werden. Ein erster Block der Tagung dient dazu exemplarisch in die Themenfelder „Gewaltgemeinschaften“, „Krieg und Gender“ und das Erzählen von Krieg und Frieden einzuführen. Nach einem Abendvortrag von Sönke Neitzel zur „Kampfmotivation von Soldaten in der Moderne“ folgen dann im zweiten Abschnitt Fallstudien vom frühsten bis ins späte Mittelalter, die einen oder mehrere dieser Zugriffe für die jeweilige Zeitschicht testen.

Programm

Das Tagungsprogramm als PDF zum Download finden Sie hier.